Mit dem Film Sonic the Hedgehog erlebten viele Fans, von Ankündigung bis zum Release im Februar diesen Jahres, eine immense Achterbahnfahrt der Gefühle. Über Enttäuschung zu Kuriosität bis hin zu Freude. Für einen Fan, wie mich selbst, war diese Zeit sehr verwirrend. Nicht nur emotional sondern auch im Generellen. Mit all diesem Hin- und Her der Gefühle und trotz immenser Differenzen zu der Videospielvorlage, konnte der Film dennoch einen erfolgreichen Kinostart verbuchen. Was unterscheidet Sonic the Hedgehog von anderen Videospielverfilmungen? Was passierte zwischen dem desaströsen ersten Trailer und der letztlich sehr positiven Zuschauerwertung? Weshalb ist Sonic the Hedgehog in den Augen eines Großteiles der Fans ein guter Film?

An erster Stelle steht ganz klar das Redesign des blauen Igels. Das ursprüngliche Design des kleinen schnellen Helden hatte nur den Namen gemeinsam mit dem Protagonisten des Films. Von grotesken Proportionen, kleinen weißen Patsche-Händchen und sehr kleinen und kurios animierten Augen, war der Charakter nicht wirklich optisch ansprechend. Ganz objektiv betrachtet kann man festlegen, dass der Versuch, die große Masse mit „Realismus“ anzusprechen, fehlgeschlagen ist.

Nach immensem Unmut der Fans unter dem ersten Trailer gab der Director Jeff Fowler nur einen Tag nach dem Upload die Entscheidung bekannt, den Hauptcharakter vollkommen visuell zu überarbeiten. Viele Fans, mich eingeschlossen, waren sehr überrascht. So etwas kam in Hollywood nur selten vor. Der Director nimmt sich Kritik zu Herzen? Unglaublich! Schon bald kam auch ein Teaser für das neue Design, zusammen mit einem neuem, nach hinten verschobenen, Erscheinungsdatum, um die VFX-Artists und Animatoren zu entlasten. Dies klappte im Nachhinein betrachtet leider eher mäßig. Berichten und Aussagen von Ex-Mitarbeitern des Studios zufolge wurde durch die Überarbeitung des Charakters die Arbeitssituation im Studio deutlich angespannter. Dem befürchteten Crunch konnte man also leider nicht entkommen.

Neben dem Design fügten jedoch auch andere Faktoren zu dem Erfolg des Filmes bei. Die englische Stimme von Sonic, Ben Schwartz, konnte durch eine solide Leistung überzeugen. Seine Interpretation des Kultigels ist der momentanen Stimme aus den Spielen, Roger Craig Smith, nicht wirklich ähnlich. Durch Schwartz etwas jüngere Stimme fühlt sich der kleine Igel zu den Spielen grundverschieden an. Eine ganz andere Version sozusagen.

Als ich den Film also einen Tag vor Release im Kino sah war ich anfangs etwas verwirrt. Sonics Persönlichkeit unterschied sich drastisch zu dem was ich aus den Spielen und Cartoons kannte. Nachdem die Hintergrundgeschichte sich entfaltete legte sich diese anfängliche Verwirrung aber auch wieder. Dies ist nicht der Sonic, den wir bisher kennen gelernt haben, sondern eine eigenständige Interpretation. Als solches betrachtet ist der Film auch deutlich unterhaltsamer, denn der direkte Vergleich mit dem Originalmaterial und die aktive Suche nach Unterschieden verdirbt einem in gewisser Weise den Spaß am Schauen.

Nicht nur Sonic weiß zu gefallen, sondern auch die restlichen Charaktere im Film. Tom, Agent Stone, Dr. Robotnik und Maddie sind alle erstaunlich gut geschrieben und hinderten mein Erlebnis in keinster Weise. Toms starker Kontrast zu Sonic fiel hierbei besonderns amüsant auf, einschließlich der gesunden Prise Frechheit. Die Interaktion zwischen animierten Charakteren und realen Schauspielern ist normalerweise sehr schwer zu etablieren. Nur an ein bis zwei Stellen, fiel mir ein Bruch meiner Vertiefung diesbezüglich auf.

Jim Carrey als Dr. Robotnik/Eggman, ein weiteres Highlight, lässt in Sonic the Hedgehog seine alten Comedy Tage wieder aufleben. Lustig, zweideutig und ab und an auch bedrohlich, weißt die Performance zu überzeugen. Wie mit Sonic selbst ist seine Persönlichkeit etwas anders als zuvor, aber diese Version von Eggman und sein immenses Ego passten in dieses Universum so gut wie Sonics Schuhe die er im letzten Drittel des Films erhält.

Apropos letztes Drittel, das Pacing des Films lässt tatsächlich zu wunschen übrig. Der erste und dritte Akt sind meiner Meinung nach die besten Teile des Films, jedoch ist die Mitte sehr langatmig. In diesem Abschnitt fällt hauptsächlich der Roadtrip-Aspekt, welcher den Kernbestandteil der zuvor gezeigten Trailer bildet. Hier ist ein starker Fokus auf komedische Inhalte gelegt worden, anstelle dem Antrieb der Handlung, was diesen Part sehr in die Länge zieht.

In Summe wurden bei Sonic the Hedgehog viele richtige Entscheidungen getroffen, sei es das Redesign oder der Cast. In die Reihe weltweiter Phänomene oder Klassiker wird sich der Film zwar nicht etablieren, aber für Fans und Familien ist er definitiv einen Blick wert. Als langjähriger Sonic-Fan konnte die Handlung mich packen und ein Interesse für einen eventuellen Nachfolger bei mir wecken.

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