Bereits seit dem Game Boy Color lässt sich der Halb-Dschjin Shantae immer mal wieder blicken. Mit ihrem fünften Auftritt in Shantae and the Seven Sirens kehrte die beliebte Bauchtänzerin am 28. Mai dieses Jahres zurück. Bekannt ist die Reihe unter anderem für das markante Metroidvania-Gameplay, die energiegeladene Musik und die ansprechend gestalteten Welten und Charaktere. Damit sichert sich Shantae einen Platz unter den Größen der Indie-Branche. Das Entwicklerstudio WayForward legte mit dem 2014 Ableger Shantae and the Pirates Curse die Messlatte der Serie bereits sehr hoch. Ob Shantae and the Seven Sirens dieselben luftigen Höhen wie seine Vorgänger erreichen kann legen wir hier in unserer Review dar.

Bereits ab der ersten Sekunde erkennt man das erhöhte Budget des Titels. Wurden Spieler in den Vorgänger direkt auf den Titelbildschirm befördert, so bekommen ihr hier gleich zu Beginn eine dynamische Animation vorgelegt. Diese stimmt Spieler sofort auf den Ton des folgenden Abenteuers ein. Animiert ist diese von dem bekannten Animationsstudio Trigger, welche für Spektakel der ganz großen Art bekannt sind.

Neue Umgebung, neuer Stil, alte Assets?

Sowohl Charakterportraits als auch die Umgebungen des Spiels sind hier gänzlich per Hand gezeichnet worden. Im Vergleich zu den 3D Umgebungen des Vorgängers Half Genie Hero verlieht diese Änderung deutlich mehr Zusammenhang. Viele der tropischen Umgebungen und Unterwasserlandschaften sind bewundernswert koloriert und detailliert. Auch der neue Stil der Portraits ist detaillierter und stellt auch die Persönlichkeiten der Charaktere sehr gut dar. Leider wurden Charaktersprites lediglich aus dem Vorgänger übernommen, was eine gewisse Dissonanz zwischen den Bildern der Zwischensequenzen und dem eigentlichen Spiel schafft. Gegner, Bosse und NPC Charaktere behalten den Grafikstil der Vorgänger auch bei, daher fällt dieser Unterschied hauptsächlich bei den storyrelevanten Charakteren auf.

Im auditiven Bereich kann Seven Sirens leider nicht ganz mit den ersten vier Teilen mithalten. Die Hintergrundtracks sind keineswegs schlecht, aber neben dem Intro-Thema sind nur wenige Tracks Ohrwurm-würdig. Ob dies mit dem größeren Fokus auf Chiptune zusammenhängt oder ob die Kompositionen einfach diesmal etwas schwächer waren, muss jeder selbst entscheiden. Jedenfalls unterstreicht der Soundtrack die Atmosphäre der verschiedenen Gebiete und Städte auf unaufdringliche Weise. Die Sprachausgabe hingegen nimmt den Spieler manchmal aus dem Spielgeschehen. Das Voice Acting an sich ist charmant und verleiht jedem Charakter erneut etwas mehr Persönlichkeit, jedoch sind nur wenige Sätze an Dialog vertont. Liest der Spieler also schneller, als das Spiel vorsieht, kommt es schon mal vor, dass man einen vertonten Satz unwillentlich überspringt, da dieser erst nach mehreren Textboxen startet.

Metroidvania mit Zelda-Elementen.

Davon abgesehen steht das Gameplay von Shantae and the Seven Sirens ganz im Zeichen des Metroidvania-Genres. Mit einer großen zusammenhängenden Oberwelt und mehreren Dungeons kann das Leveldesign überzeugen. Jede Ecke birgt Geheimnisse, die nur darauf warten entdeckt zu werden. Hierbei handelt es sich entweder um Edelsteine, die Währung des Spiels, oder andere Collectibles wie Goldnuggets oder Herztintenfische. Jeder Fund bringt den Spieler in einer Hinsicht weiter. Eine erweiterte Lebensanzeige, neue Fähigkeiten oder Aufstockung des Vorrats von Heilitems. Erkundung ist hier ganz großgeschrieben.

Die bereits angesprochenen Dungeons halten sich vom Ablauf her an das Vorbild The Legend of Zelda. Durchzogen mit Gegnern und Rätseln werden Spieler hier auch permanente neue Fähigkeiten erhalten, welche wiederum auf der Oberwelt neue Bereiche begehbar machen. Das Ende eines jeweiligen Tempels wird natürlich auch von einem Boss eingeleitet. Spieler stellen sich hierbei gegen die namensgebenden Sirenen. Die Begegnungen sind meist schön inszenierte Mischungen aus Plattforming und Rätseln. Dieser typische Metroidvania-Gameplayloop funktioniert bereits seit dem ersten Teil auf dem Game Boy Color sehr gut. Weiterhin führt dieser Ablauf auch zu einigen „Klick“-Momenten wobei die Lösung eines Rätsels auf der Oberwelt noch im Dungeon selbst klar wird. Dadurch wird Vorfreude im Spieler aufgebaut und regt zum Weiterspielen an.

Pass dich deinem Spielstil an.

Shantae selbst stehen zur Erkundung und Beseitigung von Gegner mehrere physische als auch magische Gegenstände zur Verfügung. Ihre ikonische Haarpeitsche dient als Standardangriff. Diesen lässt sich im Laufe des Spiels upgraden. Auch ihre magischen Fähigkeiten können verbessert und zu großem Effekt genutzt werden. Dem Spieler ist jedoch gänzlich überlassen, ob er diese überhaupt einsetzten möchte. Besiegt der Spieler Gegner, können diese auch Karten fallen lassen, welche als weiter Upgrades für Shantae dienen. Die Effekte können von kleineren Bequemlichkeiten bis hin zu Gamechangern reichen. Für viele dürften diese Items den bereits sehr einfachen Schwierigkeitsgrad des Spiels noch deutlich weniger fordernd gestalten.

Darf es noch etwas leichter sein?

Hauptsächlich ist die leichte Schwierigkeitsstufe auf einige Design-Entscheidungen zurückzuführen. Die Droprate von Heilitems nach dem Besiegen von Gegner ist so immens hoch, dass es fast unmöglich ist Game Over zu gehen. Warum Wayforward keine Auswahlmöglichkeit für den Schwierigkeitsgrad eingebaut hat, welche die Droprate dieser Items verringert, ist verwirrend. Dadurch hätte sowohl der Wiederspielwert als auch die Zielgruppe des Spiels erhöht werden können. Allerdings ist natürlich der bereits hohe Wiederspielwert durch weitere Modi und verschiedene „Builds“ mit Monsterkarten und magischen Items nicht außer Acht zu lassen. Auf jeden Fall hätte Seven Sirens nicht unter der Inklusion einer Schwierigkeitsauswahl gelitten.

Shantae and the Seven Sirens ist unterm Strich ein gutes, wenn auch sehr einfaches, Spiel. Dank des sehr niedrigen Schwierigkeitsgrads bietet es Neulingen des Metroidvania-Genres einen schönen Einstiegspunkt. Mit schönen, handgezeichneten Hintergründen und lebhaft animierten Sprites kann das Spiel auch auf visueller Ebene überzeugen. Musikalisch kommt der Titel nicht ganz an seine Vorgänger heran. Mit verschiedenen Spielweisen und einem New Game+ sowie Metroidvania-typischen 100%- oder Speedrun-Belohnungen bietet das Spiel auch über längere Zeit einiges an Wiederspielwert.

Shantae and the Seven Sirens ist seit dem 28. Mai 2020 auf PC, PlayStation 4, Switch und Xbox One sowie Apple Arcade für rund 30€ erwerbbar. Das Spiel ist von uns auf der Nintedo Switch getestet.

Überblick der Rezensionen
Grafik
8
Sound
7
Gameplay
8
Schwierigkeitsgrad
5
Wiederspielwert
8
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Der Jüngling mit immensem Retro-Wissen. Willst du interessante Kleinigkeiten zu alten Games? Von dem NES über NeoGeo bis hin zum GameCube kann dir Markus bestimmt ein, zwei Sachen erzählen. Hauptsächlich mit Konsolen aufgewachsen ist dies auch immer noch seine Heimat. Vor allem auf Nintendo fühlt er sich wohl und kann deshalb charmanten Artstyles und innovativem Gameplay nicht entkommen. Mit seinem Schnupper-wissen zur Games-Branche dank seiner Zeit im Studiengang "Animation & Game" und seinem Gespür für Glitches erkennt er schnell was ihm gefällt.
review-shantae-and-the-seven-sirens-einstiegspunkt-fuer-interessierteShantae and the Seven Sirens ist ein guter Eintrag in der Metroidvania-Reihe von Wayforward. Mit hübscher Grafik, einem netten Soundtrack und liebenswerten Charakteren bietet der Titel einen schönen Einstiegspunkt für Interessenten der Serie und des Genres. Das Gameplay weicht jedoch nicht genug von den Vorgängern ab um dem Spiel eine eigene Identität zu verleihen und erreicht dadurch nicht ganz die Höhen von Ablegers Shantae and the Pirates Curse aus dem Jahr 2014. Ebenso könnte die geringe Schwierigkeit einige Spieler bei wiederholten Spieldurchläufen langweilen. Die Anpassungsmöglichkeiten durch magische Items und Monsterkarten kann diesen Punkt jedoch etwas revidieren.

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