Wir schreiben das Jahr 1987. Das damalige Entwicklerstudio Square (Das nach einem Zusammenschluss mit Entwickler Enix zu Square Enix wurde) brachte das allererste Final Fantasy auf dem Markt. Das Spiel und seine vielen Nachfolger veränderten die Videospiel-Branche. Das JRPG war so beliebt wie niemals zuvor. Nun ja, im Osten jedenfalls. Final Fantasy gilt zusammen mit der Dragon Quest Reihe als Revolutionierer von Rollenspielen. Im Jahr 2023 ist nun der bereits 16te Teil der Final Fantasy Reihe erschienen. Über drei Jahrzehnte, durch etliche Spin-off, Serien und Multimedia Projekte konnte sich die Reihe eine massive und stabile anwachsende Fangemeinde aufbauen. Schafft es Final Fantasy 16 dem Vermächtnis der Reihe gerecht zu werden oder streift das Spiel zu sehr von dem ab, was Fans in über 30 Jahren kennen und lieben gelernt haben? Das erfahrt ihr hier in unserem Schnell-Test.
Story:
Vorab dürfte es interessant zu wissen sein, dass Final Fantasy XVI über keine über andere Titel voranschreitenden Handlung verfügt. Fast jeder Teil der Reihe ist tatsächlich in sich abgeschlossen und auch der aktuelle Serienableger bleibt diesem Trend Treu. Wer sich also von der Zahl 16 einschüchtern lässt, dem können wir Entwarnung geben. Das Spiel kann, so wie fast jeder Ableger der Final Fantasy Reihe ohne jegliche Vorkenntnisse erlebt werden.
In der Haut des jungen Kronprinzen Clive Rosfield, erleben wir als Spieler die Welt von Final Fantasy XVI, die den Namen Valisthea trägt. Kriege, Ausgrenzung und Rassismus sind hier, wie in vielen Fantasy-Welten, an der Tagesordnung. Eine mysteriöse Bedrohung, genannt die Fäulnis, bedroht zusätzlich das Land. Diese bösartige Substanz verwandelt die Einwohner von Valisthea in seelenlose Monster. Mit Unmut über den Zustand der Welt und dem Willen etwas daran zu ändern, macht sich Clive mit seinen Gefährten auf. Angetrieben durch Erfahrungen aus seiner tragischen Vergangenheit und den Wünschen derer, die ihr Leben ließen, stellt sich Clive der Fäulnis und sucht dessen Ursprung.
Mehr wollen wir zur Story aber aus Spoiler-Gründen an dieser Stelle nicht verraten. Die Handlung von Final Fantasy XVI orientiert sich in Sachen Ton stark an westlichen Fantasy-Werken wie beispielsweise Game of Thrones und ist der visuell und atmosphärisch düsterste Teil der gesamten Reihe. Die Charaktere fluchen, lügen und betrügen und üben offenen Rassismus aus. Was vor allem in der ein oder anderen Nebenmission, mehr als deutlich wird. Es sei gesagt, dass das Spiel nicht umsonst seine USK 16 und PEGI-18 Wertungen erhalten hat. Die Story bleibt trotz der drückenden Themen dauerhaft spannend und abwechslungsreich.
Gameplay :
Das Gameplay von Final Fantasy XVI ist der Aspekt, der sich am meisten von seinen Vorgängern der Reihe abhebt. Hier finden wir die größte Neuerung des Spiels. Anders als in den Vorgänger setzt man in Final Fantasy XVI nicht auf rundenbasierte Kämpfe, die der Serie bis dato zu ihrem immensen Erfolg verholfen hat. Das Gameplay orientiert sich diesmal an Action-RPGs wie Devil May Cry und hat, bis auf wenige Rollenspiel-Anteile, nichts mehr viel mit dem Gameplay eines klassischen Final Fantasy zu tun.
Ob das jetzt ein positiver oder negativer Aspekt ist, muss jeder für sich selbst herausfinden. Wir finden, dass das Moment-to-Moment Gameplay, trotz der Umstellung ziemlich gelungen ist. Die Kämpfe sind actionreich und haben einen immensen Flow, der sich im Laufe des Spiels und durch das Freischalten magischer Fähigkeiten stark erweitert. Wer also anfangs etwas von den Möglichkeiten, die Kämpfe bieten, enttäuscht ist, dem raten wir sich das Kampfsystem einzuprägen und neu-freigeschaltete Fähigkeiten direkt in die Combo-Routen zu implementieren. Ausprobieren tut nicht weh und stell, unserer Meinung nach, einen großen Aspekt des Kampfsystems da. Durch die immensen Entfaltungsmöglichkeiten, die das System im laufe des Spiels bietet, findet man hier einen Großteil des Spielspaß.
Gewaltiges Effekt-Gewitter
Wem es aber weniger nach Entfaltung und mehr nach Spektakel durstet, dem sollten die gigantischen Bosskämpfe zusagen, die gut und gerne Gebrauch von QTE (Quick Time Events) machen. Gameplay-technisch haben diese nicht die tiefsten Mechaniken aber das absolute Effekt-Gewitter dieser Begegnungen macht das, zumindest beim ersten Durchspielen, wett. Trotzdem sind wir uns sehr sicher, dass die Bosskämpfe gerade deswegen nicht jedem zusagen dürften. Unterm Strich steuern sich die Kämpfe flüssig und können im Spiel, falls es doch etwas öfter als gewollt auf die Mütze gibt jederzeit durch das ändern des Schwierigkeitsgrads angepasst werden. Die schnellen Schlagabtausche sind spektakulär inszeniert, wodurch es eigentlich nie uninteressant wird. Esper-Kämpfe sind die spektakulären Highlights des Spiels, in denen ikonischen Beschwörungen aus der Vergangenheit der Reihe ganze Landmassen dem Erdboden gleich machen. Schön anzusehen sind diese allemal.
Neben Kämpfen hat Final Fantasy XVI aber auch noch weiteres zu bieten. Nur Draufkloppen macht ja kein gutes Spiel. In den etwa 76 Nebenaufgaben können wir mehr über die Welt, unsere Gefährten und den Konflikten der Nationen in Erfahrung bringen. Worldbuilding kommt hierdurch neben den Kämpfen um dem Spektakel nicht zu kurz. Die meisten Charaktere der Welt haben interessante Hintergrundgeschichten und noch interessantere Sachen zu erzählen. Ein Abstecher in die Städte des Spiels und das Interagieren mit den Einwohner kann sich für diejenigen lohnen, die sich vollkommen in der Spielwelt immersieren wollen. Die Option ist definitiv gegeben. Das Spiel selbst hat hierbei eine Spielzeit von ca. 35 Stunden. Mit allen Nebenaufgaben und Jagdaufträgen kommt man auf ca. 60-70 Stunden, die wir in Valisthea unterwegs sind.
Grafik und Technik:
Final Fantasy XVI bedient sich der Kraft der Unreal Engine 4 und läuft dank einer guten Optimierung flüssig und fast fehlerfrei. Nur in den Esper-Kämpfen und bei vielen Gegnern auf dem Bildschirm kommt selbst die PlayStation 5 ins Schwitzen. Angepeilt werden im Grafik-Modus 1440p, die auf 4K hochskaliert werden und stabile 30 FPS, die in den meisten Fällen gehalten werden. Der Performance-Modus peilt 1080p hochskaliert auf 4K an und versucht die 60 FPS zu erreichen. Hier kommt es aber öfter Mal zu Einbrüchen. Unter 30 FPS fällt das Spiel dabei aber nie. Große Bugs oder Abstürze sind beim Test nicht vorgekommen. Hier und da clippt mal etwas oder ein Event triggert nicht richtig aber der Polish des Spiels ist an vielen Stellen sehr erstaunlich und ein Lob wert. Für die Installation werden werden circa 100GB freier Speicherplatz benötigt. Ein ziemlicher Brocken an Daten, der hier verarbeitet wird.
Fazit:
Final Fantasy XVI ist eine neu-Ausrichtung der Serie. Das Gameplay sowie die Story sind herausragend und überzeugen mit einer Tiefe, die sowohl emotional als auch stimulierend wirkt. Die komplexen und düstere Handlung und Welt des Spiels wird aber nicht Jedermanns Geschmack treffen. Wer hier ein buntes Abenteuer voller Spaß und Freude erwartet, wir bitter enttäuscht werden. Diese neue Richtung der Final Fantasy Reihe ist definitiv nicht für alle und könnte einige lang-eingesessene Fans enttäuschen. Wir glauben jedoch, dass eine Fusion aus Aspekten älterer Teile sowie Teilen von Final Fantasy XVI ein Meisterwerk hervorbringen könnte. Alle die sich aber auf die neue Richtung einlassen dürfte mit Final Fantasy XVI eines der Gaming-Highlights des Jahres erwarten.
Wertung: 9/10
Gastbeitrag von: Justin Titzer